«Wie der Witz eine Taschenspielerei mit Ideen und Vorstellungen ist, so ist die List eine Taschenspielerei mit Handlungen.» (Carl von Clausewitz)
Der Fürst der Cherusker, Hermann, wird von zwei Seiten bedroht: vom Fürst der Sueben, Marbod, und vom römischen Feldherr Varus, die sich auch noch gegen ihn verbünden. Mit List gelingt es ihm jedoch, die beiden gegeneinander aufzuhetzen und der sich freuende Dritte zu sein. Da die Römer zu wenig Unruhen stiften, um im germanischen Volk Hass gegen sie zu schüren, richtet sie Hermann selber an oder bauscht sie zu Gräueltaten auf. Auch seiner Frau Thusnelda gegenüber wendet er diese Taktik an, um dem Flirt zwischen ihr und dem römischen Legat Ventidius ein Ende zu setzen.
Ist Hermann ein deutscher Held, ein machtgeiler, eifersüchtiger Populist oder einfach nur ein durchgeknallter Borderliner? Fremd ist uns eine solch unberechenbare, perfide, skrupellose Machtfigur auf jeden Fall auch heute nicht.
Hermannsschlacht hatte im Nationalsozialismus seine Blüte und wurde später nur noch selten gespielt. Doch darauf reduzieren kann man den Stoff Kleists nicht. In der ambivalenten Parabel scheinen viele zeitgenössische politische und soziale Mechanismen durch, die man überall findet, wo es um Macht und Gruppenidentität geht. Hermann hält mit seiner List alle anderen Figuren im Stück an den Fäden. So lassen sich auch die 8 Schauspieler_innen vom Klang der kleistschen Sprache leiten, um als wandelbare Marionetten in unterschiedliche Rollen zu schlüpfen.
Premiere 28.09.17 – Theater der Künste ZHdK, Zürich